Wintergarten als Wohnraum nutzen

Moderner Wintergarten

Moderner Wintergarten – Copyright: Patrick Turban@pixabay

Die Sterne stehen am Himmel, der Vollmond erleuchtet die Nacht hell, leise pfeift Wind durch die kahlen Bäume. Mittendrin: Eine kleine Küche, der Herd strahlt Wärme ab, der Duft von frischem Steak zieht durch die Luft. Menschen reden, Kindergelächter und das Klappern von Spielwürfeln ertönt. Es ist Dezember, die Familie ist zwischen den Jahren zum Feiern zusammengekommen. Klingt unglaublich? Mit einem gut durchdachten Wintergarten ist das kein Problem. Als verglaster Raum kann er die Wohnung in die Natur hinein erweitern, ganzjährig genutzt werden und energieeffizient sein. Allerdings ist es dann mit der schlichten Verglasung der ehemaligen Terrasse nicht getan …

 

Gut geplant muss es schon sein
Was genau ist ein Wintergarten? Ist das einfach nur ein Raum, der teilweise oder ganz verglast ist? Muss er ganzjährig nutzbar sein? Zählt der Wintergarten, wenn er nicht beheizt ist, zum Wohnraum? Rechtlich ist die Definition klar: Der Wintergarten ist ein überwiegend oder ganz verglaster Raum, der den Wohnraum ergänzt und zum Wohnen genutzt wird.
Unterschieden wird zwischen dem Wohnwintergarten und dem Kaltwintergarten.

Wintergärten werden selten gleichzeitig mit dem Hauptgebäude geplant und umgesetzt. Meist werden sie nachträglich angebaut: Mit den Jahren reift der Wunsch, die Loggia, den Balkon oder eine Terrasse zu verglasen und somit einen neuen Raum zwischen dem Drinnen und dem Draußen zu schaffen. Wirklich integrierter Wohnraum ist das aber nicht, denn die meisten Menschen wollen die bestehenden Balkon- und Terrassentüren behalten. Damit ist der Wintergarten dann immer noch ein separater Raum, der nicht zum Wohnraum gehörend empfunden wird. Um den Wintergarten wirklich komplett in die Wohnung zu integrieren und den Übergang zwischen geschützter Wohnung und freier Natur fließender zu gestalten, muss die Wohnung zum Wintergarten hin geöffnet werden. Dafür sind oft größere Umbauten nötig, Türen, Fenster und Wände müssen weichen. Der Boden muss verändert werden, die Außenwand des Hauses verschiebt sich, Isolierung, Dämmung, Bodenbelag und Lüftung müssen genauso bedacht werden wie Brandschutz, Fundament und Beschattung.

 

Isolierung
Soll der Wintergarten während des gesamten Jahres genutzt werden, geht er idealerweise offen in den Wohnraum über. Konkret bedeutet das, der Wintergarten wird von Oktober bis April beheizt wie der übrige Wohnraum auch. Sonst wird es dort extrem ungemütlich. Da aber in Deutschland Vorgaben zur Energieeffizienz bestehen, muss der Wintergarten entsprechend isoliert werden.  Wohngebäude dürfen keine Heizungswärme nach außen abgeben. Für den Wintergarten ist daher eine Doppelverglasung vorgeschrieben, Einzelverglasung oder PVC reichen nicht aus. Isolierverglasung oder Wärmedämmglas sind ebenfalls möglich. Die Vorgaben gelten nicht nur für die verglasten Wände und Fenster, sondern auch für die Eindeckung.

Da ein Wintergarten bei starker Sonneneinstrahlung auch in der kühlen Jahreszeit schon sehr stark aufheizen kann, nutzt man heutzutage die Eindeckung, um den Wintergarten auch zu verschatten. Meist wird ein Flachdach gewählt, aber die Dachform kann auch ästhetisch passend zum Gebäude gewählt werden. Wie genau die Verglasung und die Isolierung ausfällt, hängt also auch davon ab. Wärmedämmglas hält nicht nur die Wärme drinnen, sondern auch Kälte und Wärme draußen. Zur Klimaregulierung ist das Glas alleine aber nicht ausreichend.

Der sogenannte Kaltwintergarten wird nicht beheizt und nur sporadisch genutzt. Er muss vom Haupthaus thermisch abgekoppelt sein. Im Winter wird er nur von den einfallenden Sonnenstrahlen gewärmt.

 

Dämmung und Brandschutz
Gute Dämmung sorgt dafür, dass sich der Wärmeverlust durch den Wintergarten in Grenzen hält. Das senkt die Heizkosten. Die Dämmung ist aber auch ein wichtiger Faktor, wenn es um die Genehmigung des Wintergartens geht: Der wird nur abgenommen, wenn die Konstruktion der Energiesparverordnung (EnEV) entspricht. Neben der Verglasung muss also auch das umgebende Material beachtet werden. Für den Wintergarten als verhältnismäßig naturnaher Raum bietet sich Holz an. Hölzerne Rahmen zwischen den einzelnen Glasflächen sehen wunderschön aus, sind aber nicht gerade pflegeleicht. Die Dämmeigenschaften von Holz sind allerdings hervorragend. Die dritte wichtige Komponente sind die Dichtungen: Auch hier kann es zu einem Wärmeverlust kommen.

In Sachen Brandschutz muss beim Wintergarten einiges beachtet werden. Flucht- und Rettungswege müssen einkalkuliert werden. Wird der Wintergarten später an ein bestehendes Gebäude angebaut, darf er keine bestehenden Flucht- und Rettungswege blockieren. Außerdem müssen Rauchmelder und Feuerlöscher vorhanden sein. Es gibt spezielle Brandschutzfenster, die nicht nur extrem resistent gegen Hitze sind, sondern auch eine Ausweitung des Feuers verhindern können. Diese Fenster werden aber normalerweise eher im betrieblichen Bereich verwendet. Es gibt nur wenige Hersteller, und das treibt die Kosten in die Höhe. Die speziellen Gläser werden in unterschiedlichen Brandschutzklassen hergestellt. Klasse G ist zwar brandstabil, dämmt aber die Hitze des Feuers nicht. Das Glas erhitzt sich, wodurch andere Gegenstände Feuer fangen können. Brandschutzklasse F reicht von feuerhemmend (F30) bis zu höchstfeuerbeständig (F180). Diese Scheiben erhitzen nicht oder nicht so stark, können also dasd Feuer auch nicht indirekt weitergeben. Außerdem können Brandschutzwände in den Wintergarten eingezogen werden. Brandschutzwände müssen aus feuerfesten Materialien bestehen, feuerbeständig sein und auch im Brandfall stabil bleiben. Die Wände dürfen sich also unter großer Hitze nicht verformen oder Risse bekommen. Und sie müssen bis unter das Dach reichen. Liegen sie außen am Gebäude, dürfen sie keine Fenster haben. Fenster sind nur dann zulässig, wenn es sich um Brandschutzfenster der Klasse F90 oder darüber handelt. Ob der Wintergarten eine Brandmauer haben muss, lässt sich nicht pauschal sagen. Es kommt darauf an, wo genau auf dem Grundstück sich der Wintergarten befindet und was die jeweils geltende Brandschutzordnung vorschreibt. Die Faustregel ist: Je näher der Wintergarten am Grundstück beziehungsweise Haus des Nachbarn steht, desto wahrscheinlicher braucht er eine Brandschutzwand. Das ist vor allem bei Reihenhäusern zu beachten.

 

Heizung
Der Wintergarten muss geheizt werden, wenn er offen an den Wohnraum anschließt und als Leseraum, Esszimmer, Arbeitszimmer oder Wohnzimmer genutzt werden soll. Denn im Winter wird es hier empfindlich kalt. Eine Fußbodenheizung ist zwar angenehm, ist aber viel zu träge und ineffizient für einen Wintergarten. Denn hier heizt an klaren Wintertagen auch die Sonne kräftig. Allerdings nicht rund um die Uhr. Ist die Sonne erst einmal weg, dauert es zu lange, bis die Fußbodenheizung anspringt und für eine angenehme Raumtemperatur sorgt. Wandheizelemente, Bodenkonvektoren, Schwedenöfen oder Kachelöfen sind pragmatischer, denn sie können bei Bedarf schnell eingeschaltet werden. Vor allem lassen sie sich auch schnell ausschalten und heizen dann wirklich nicht mehr. Bei der Fußbodenheizung muss an warmen Tagen unter Umständen die Heizwärme durch das Fenster abgelassen werden. Und den Hitzeschutz will man dann doch nicht bemühen: Wozu hat man einen Wintergarten, wenn die Fenster rundherum mit Markisen oder Jalousien verdunkelt werden?

 

Fundament und Bodenbelag
Der Wintergarten benötigt ein Fundament. Wird er auf eine bestehende Terrasse oder einen bestehenden Balkon gesetzt, kann je nach Größe und Bauart des Wintergartens in seltenen Fällen der vorhandene Unterbau sogar ausreichen. Das müssen allerdings Spezialisten überprüfen, pauschale Antworten gibt es hier nicht. Wird der Wintergarten neu gebaut, gelten die gleichen Vorgaben wie bei jedem anderen Bau. Fundament, Bodenplatte und Abdichtungen müssen stabil sein, eine Barriere gegen aufsteigende Feuchtigkeit bieten, eine Frostschürze haben (so kann Tauwasser und Niederschlag nicht unter die Bodenplatte laufen) und wärmegedämmt sein. Vor allem in Hinsicht auf die Frostschürze und die Wärmedämmung reichen die meisten Terrassenfundamente nicht aus. Eine offene Terrasse hat zudem häufig ein Gefälle, und das stört im Wintergarten ebenfalls.

Wie genau das Fundament angelegt wird, hängt davon ab, ob man einen Wohnwintergarten oder einen Kaltwintergarten plant. Später Umentscheiden ist hier nicht möglich, denn die Dämmung im Fundament des Kaltwintergartens ist für den Wohnwintergarten nicht ausreichend. Das Fundament wird entweder in Eigenleistung erstellt oder von einem entsprechenden Betrieb übernommen. Das ist in der Regel ein anderes Unternehmen als das, welches den Rest des Wintergartens aufbaut. Genaueres sollte in der Planungsphase des Wintergartens mit dem zuständigen Berater besprochen werden.

Hinsichtlich des Bodenbelags gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Der Kaltwintergarten sollte auf jeden Fall einen frostsichren, robusten Bodenbelag haben. Natursteine eignen sich, aber auch Fliesen aus Feinsteinzeug. Keramikfliesen sind nicht frostfest. Parkett und Dielen sehen wunderschön aus, lassen sich aber nicht mit einer Fußbodenheizung vereinbaren. Denn Holz ist ein toller Wärmedämmer – die Wärme der Heizelemente käme nur unzureichend nach oben und en Raum. Parkett und Dielen sind für den Wohnwintergarten dann eine gute Wahl, wenn es keine Fußbodenheizung gibt. Keramikfliesen und Feinsteinzeug mit einer widerstandsfähigen Oberfläche sind eine gute Wahl. Aber auch PVC eignet sich, und Terrassenplatten können genauso verlegt werden. Sogar Marmor eignet sich, ist aber empfindlich. Wer im Wintergarten öfters Blumenkübel verrückt und schwere Möbel aufstellt, die nicht immer an ihrem Platz bleiben, ruiniert sich den Marmor damit.

 

Lüftung
Ein Wintergarten muss gut zu belüften sein. Spätestens dann, wenn der Hitzeschutz an warmen Tagen doch einmal versagt, muss die Wärme nach draußen abgeführt werden können. Eine Klimaanlage ist nicht jedermanns Sache, angenehmer sind Fenster, die geöffnet werden können. Im Wintergarten gilt für das Lüften das Gleiche wie in der übrigen Wohnung: Lieber alle Fenster gleichzeitig kurz aufreißen und die Luft komplett austauschen statt ein Fenster permanent gekippt zu halten. Letzteres ist an warmen Tagen, wenn nicht geheizt wird, zwar auch eine Möglichkeit, in den Übergangszeiten und im Winter aber nicht energieeffizient.

Bei der Planung des Wintergartens sollte das Zusammenspiel von Beschattung und Belüftung bereits einbezogen werden. Normalerweise geht man davon aus, das bei Außenbeschattung des Wintergartens die Luft etwa zehnmal stündlich ausgetauscht werden muss, um unangenehme Stauluft zu vermeiden. Bei einer Innenbeschattung muss das zwanzigmal stattfinden. Eine elektronische Klimasteuerung und -regelung ist daher unbedingt empfehlenswert. Unterschieden wird zwischen der thermischen und der motorischen Lüftung. Bei der thermischen Lüftung steigt die warme Luft nach oben und kann über Oberlichter und Klappen entweichen. Von unten strömt ganz natürlich Frischluft nach. Luftdruckunterschiede ermöglichen eine Querlüftung über die Seitenfenster. Der motorbetriebene Walzenlüfter ist die häufigste Art der motorischen Lüftung. Die Geräte sind inzwischen technisch gut ausgereift und erfüllen alle Anforderungen in Sachen Wärmedämmung und Feuchtigkeitsregelung eines Wintergartens.

 

Beschattung

Beschattung Wintergarte

Beschattung Wintergarten – Copyright: Patrick Turban@pixabay

Der Wintergarten kann von außen oder von innen beschattet werden. eine grobe Beschattung können Bäume und Sträucher rund um den Wintergarten leisten, aber an warmen Sommertagen reicht das nicht aus. Es gibt unterschiedliche Systeme, die entweder außen ansetzen oder innen. Meist sind die Anlagen von einem Motor angetrieben, sie können auch automatisch gesteuert werden. Das ist sogar sinnvoll, um ein gutes Zusammenspiel von Beschattung und Belüftung zu erreichen. Sonnenrollos und Lamellen, die außen am Wintergarten angebracht sind, verschatten effizienter als die entsprechenden Anlagen innen. Sie sind allerdings der Witterung ausgesetzt, und das stellt besondere Anforderungen an das Material. Nicht jeder kann sich mit den metallenen Lamellenrolläden anfreunden. Wird eine Verschattung für den Innenbereich gewählt, ist alles erlaubt, was gefällt. Kunststoffe, Baumwolle, Leinen oder Bambus – alles ist möglich. Vom Sonnensegel mit Strandfeeling bis hin zu der automatischen Verschattung mittels Motor und semitransparenten Kunststofflamellen ist alles möglich.

 

Einrichtung

Einrichtung Wintergarten

Einrichtung Wintergarten – Copyright: Patrick Turban@pixabay

Die Einrichtung des Wintergartens hängt erstens vom persönlichen Geschmack ab, zweitens von der Art des Wintergartens. Ein Kaltwintergarten wird kaum ganzjährig tropische Pflanzen und eine Hängematte beherbergen. Je nachdem, wie der Wintergarten angelegt ist, kann er als Esszimmer, Wohnzimmer, kombinierter Wohn- und Essraum oder Kinderzimmer dienen. Er kann zum Mittelpunkt des Familienlebens werden, als Hobbyraum genutzt werden oder einen kleinen Nutzgarten in Kübeln aufnehmen. Manche Menschen richten sich sogar ihre Arbeitsecke mit Computer und kleiner Bibliothek im Wintergarten ein. Oder einen Yogaraum. Erlaubt ist, was gefällt. Das Mobiliar sollte die Temperaturen und eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit vertragen. DAs ist bei Polstermöbeln manchmal nicht der Fall. Zahlreiche Ideen, wie der Wintergarten wohnlich eingerichtet und optimal genutzt werden kann, findet man in den einschlägigen Einrichtungsmagazinen.

 

Gut geplant und perfekt genutzt: Der Wintergarten ist zusätzlicher Wohnraum
Wird der Wintergarten sorgfältig geplant und offen an die bestehenden Wohnräume angeschlossen, kann er als Esszimmer, Koch-Essraum oder Wohnzimmer genutzt werden. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Allerdings muss der Wohnwintergarten hohe Anforderungen in Sachen Heizung, Beschattung, Lüftung und Dämmung erfüllen, um wirklich als Wohnraum angenehm zu sein. Das muss in der Planung berücksichtigt werden. Denn der Wintergarten muss als Anbau von der Bauaufsicht genehmigt werden.